In Zeiten der Trauer

Unsere Arbeit im Hospiz St. Peter endet nicht mit dem Tod eines Bewohners, denn: Auf die Begegnung mit Sterben und Abschiednehmen folgt für Angehörige und Nahestehende eine besonders intensive, anstrengende und oft sehr langwierige Erfahrung der Trauer, die in unserer Gesellschaft nach wie vor tabuisiert wird. Der Umgang mit Trauernden ist leider oft von Vorurteilen und Fehleinschätzungen geprägt. Deshalb möchten wir in unserem Hospiz nicht nur Sterbenden zur Seite stehen, sondern begleiten auch Hinterbliebene auf ihrem Weg - und das völlig unabhängig davon, ob der oder die Verstorbene Zeit in unserem Hospiz verbracht hat oder nicht. Unser erfahrenes, auf den Bereich Trauerarbeit spezialisiertes Team unter der Leitung von Hildegard Kluttig gibt Trauernden Hilfestellungen an die Hand und unterstützt sie auf ihrem ganz individuellen Weg: Sowohl direkt nach dem Tode eines geliebten Menschen als auch noch Jahre später, ob im Rahmen einer Trauergruppe oder mit individuellen Gesprächen. Unser Angebot wurde auf Grundlage über 20-jähriger Erfahrung mit Angehörigen sowie häufig auftauchenden Fragen und Problemen nach einem Verlust entwickelt.


Das Trauertier

Wenn meine Liebe bei mir vorbeikommt, klopft sie gelegentlich schüchtern an meine Tür, manchmal klingelt sie auch Sturm und begehrt sofortigen Einlass. Immer aber weiß sie, dass sie letztlich sehr willkommen ist, auch bei einem Überraschungsbesuch, auch wenn es eigentlich gerade nicht so wirklich richtig passt, weil ich mich schön bequem eingerichtet habe in meiner Komfortzone. Mit ihr ist immer schön kuscheln, küssen und umarmen, meist bringt sie auch noch ihren Kumpel, den Sex mit und dann ist meistens was Spannendes los, das Freude macht und einen beglückt.

Die Trauer ist ein schmutziges Tier, das dir die Tür eintritt, wenn du ihr nicht gleich aufmachst und einfach so hereinstürzt, ungefragt, ohne Ankündigung durch Klingeln oder Klopfen. Plötzlich steht das kratzige, schuppige, monströs große Vieh auf deinem frisch gereinigten oder gerade neu erstandenen weißen Wollteppich und saut alles voll. Es fletscht die Zähne, beißt Stücke aus deinem Herzen und will dann auch noch von dir gefüttert werden mit all den schönen Dingen, die dir lieb und wert sind. Es zertrampelt dir die Möbel und fläzt sich breit auf dein Sofa. Du bist wie immer völlig überrumpelt und entsetzt. Aber du weißt, auch wenn du schon die schicken Sachen für die Oper anhast, zur Arbeit musst oder mit den Koffern in der Hand reisefertig für den wohlverdienten Urlaub im Flur stehst, es hilft nur eins: Leg dich zu ihm auf das Sofa und umarme den schmutzigen Leib, kraul die schuppigen Borsten, küss es aufs sabbernde, breite Maul. Es verschwindet erst wieder, wenn es bekommen hat, was es so dringend braucht, wie du die Luft zum Atmen. Es will deine ganze Aufmerksamkeit und deine ungeteilte, liebevolle Zuwendung. Oft hinterlässt es seinen Dreck in der ganzen Wohnung, an dem du dann noch tage- oder wochenlang zu putzen hast.

Aber ebenso oft lässt es dir etwas da, dass du erst beim Saubermachen entdeckst, hier eine dunkle Perle, da einen funkelnden Edelstein. Wenn du diese kleinen Schätze geduldig einsammelst und sie Stück für Stück in dein immer voller werdendes Schatzkästlein legst und sie in der Sonne funkeln lässt, kannst du vielleicht irgendwann einmal das Trauertier damit zum längeren Verweilen überreden und dazu verführen, bei dir in deine Badewanne zu steigen und sich wohlig zu entspannen, wenn es gerade mal wieder bei dir herein gepoltert gekommen ist. Und wenn du behutsam vorgehst, lässt es sich ja eventuell das frisch gewaschene Fell von dir kämmen, bis es golden und seidig ist und gut riecht. Dann zeigt es sich dir in seiner ganzen Pracht und wenn du ihm danach auch noch die Perlen und Diamanten aus deinem Schatzkästlein in den Pelz flichst, ist es überwältigend schön und hilft dir im Leben immer gern, wenn du es brauchst.

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